1 Jahr Zach – 1 Jahr Stillstand/ 1 vergeudetes Lehrjahr

Am 11. Mai war es ein Jahr her, dass Matthias Zach in das Amt des Bürgermeisters von Niederdorfelden eingeführt wurde. Damals erhielt er nicht nur von den Wählern, die ihm seine Stimme gaben, Vorschusslorbeeren, auch Gegner waren bereit, ihm eine Chance zu geben.

Nach einem Jahr ist es nach Auffassung der Niederdorfelder SPD Zeit für eine erste Prüfung und Bilanz, die erwartungsgemäß kritisch angelegt, aber dennoch an Fakten orientiert ist.
Am 11. Mai war es ein Jahr her, dass Matthias Zach in das Amt des Bürgermeisters von Niederdorfelden eingeführt wurde. Damals erhielt er nicht nur von den Wählern, die ihm seine Stimme gaben, Vorschusslorbeeren, auch Gegner waren bereit, ihm eine Chance zu geben.

Nach einem Jahr ist es nach Auffassung der Niederdorfelder SPD Zeit für eine erste Prüfung und Bilanz, die erwartungsgemäß kritisch angelegt, aber dennoch an Fakten orientiert ist. „Natürlich hätte man erwartet, dass wir pünktlich zum Jahrestag an die Öffentlichkeit gehen“, eröffnete Ortsvereinsvorsitzender Wolfgang Kraus mit einem ersten Punktabzug, „da jedoch der Bürgermeister gleich im ersten Jahr eine Auszeit von einem ganzen Monat Urlaub nahm, können wir gar nicht über volle zwölf Monate urteilen“.

Das Stichwort „Urlaub“ weise übrigens auf ein Grundproblem des Bürgermeisters, das sich wie ein roter Faden durch seine Tätigkeit ziehe: die Kluft zwischen den Ansprüchen grüner Politik und der Wirklichkeit im Tagesgeschäft einer bürgernahen Kommunalverwaltung. So habe Zach zum Beispiel mit dem Flugzeug eine Fernreise nach Australien gemacht und rufe kurz danach in einer Bürgerversammlung zum Protest gegen den Ausbau des Flughafens Frankfurt auf.

Ohne Häme, weil es sich teilweise um wirklich gute und sinnvolle Aktivitäten handele, zählen die Sozialdemokraten die Erfolge des Bürgermeisters auf:

· Im Bürgerhaus wurde das Hirschgeweih im Gemeinschaftsraum ab- und im Saal aufgehängt.
· Vor dem Rathaus wurde eine Bank aufgestellt.
· Das Dienstzimmer des Bürgermeisters wurde anders eingerichtet.
· Das Straßenfest erhielt einen anderen Namen.
· Der Ausschuss für Jugend, Soziales, Kultur und Sport, den SPD-Fraktionsvorsitzender Karl Markloff gerne als „Ausschuss für Tanzen und Singen“ bezeichnet, wurde eingerichtet, Vorsitzende wurde die Frau des Bürgermeisters.
· Ein Akkordeon-Konzert fand statt, bei dem der Bürgermeister um Spenden für seine Unkosten warb.
· Der Rathausflur wurde neu gestrichen und mit einer Spielecke für wartende Kinder ausgestattet.
· Dank der Fotografen-Tätigkeit und Anwesenheit von Zachs Frau Ursule Conen bei öffentlichen Auftritten ist eine übermäßige Pressepräsenz mit entsprechendem „Weihrauch“ gewährleistet.
· Der Teilumbau der Turnhalle an der Struwwelpeter-Schule durch den Main-Kinzig-Kreis wurde schlecht und recht begleitet.

Weitere Maßnahmen, wie etwa die Fertigstellung des Rasensportplatzes an der Berger Straße, der Bau von Geschäften im Neubaugebiet „Auf dem Hainspiel“ seien, so die SPD, schon vor dem Amtsantritt Zachs eingetütet gewesen. Der Kindergarten „100 Morgenwald“, mit dem er sich gerne schmücke, sei sogar gegen seinen mehrfach ausgesprochenen Willen entstanden.
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Etwas länger ist die von Wolfgang Kraus gemeinsam mit dem SPD-Fraktionsvorsitzenden Karl Markloff aufgestellte Liste, die die Mängel und Versäumnisse aufzeigt:

· Bei den Windkraftanlagen wurde der Zeitpunkt einer Option für die Gemeinde verpennt.
· Bei der Umgestaltung der Berliner Straße, für die ein Gutachten über die Behandlung der Bauminseln vorliegt, tut sich nichts.
· Das gleiche gilt für den Lindenplatz, wo ein Gutachten für eine Umgestaltung auf dem Tisch – oder etwa in einem Schrank ganz hinten? – liegt.
· Die Frage einer Senioreneinrichtung zum Beispiel am Lindenplatz, von Herrn Zach einst mit größter Priorität („Ich habe da selbst ein hohes Interesse daran“) versehen, ist nicht angepackt.
· Die Not-Postfiliale ist noch immer Normalfall. Der Bürgermeister („Es wird sich gekümmert!“) schweigt dazu.
· Kein Wort ist zu hören über neue Öffnungszeiten im Rathaus.
· Wegen eines Kinder- und Jugendbeirats hört man nichts.
· Still ruht der See bei der Zusammenarbeit mit anderen Städten und Gemeinden im Verwaltungs- oder Bauhofbereich.
· Wegen der Kinderbetreuung wurden Entwicklungen nicht beobachtet und zu spät, überstürzt reagiert, so dass bei den betroffenen Eltern zeitweise blankes Entsetzen herrschte.
· Die neu gebildete Kindergartenkommission fristet ein Alibi-Dasein und wurde nicht in die Diskussionen über die Behebung der Misere einbezogen.
· Seit 2006 stehen Mittel für eine Erneuerung der Eingangstür zum Bürgerhaus im Etat, getan hat sich: NICHTS.
· Die groß angekündigte Erneuerung des Internet-Auftritts hat nicht stattgefunden, der Inhalt ist dürftig und häufig nicht aktuell.
· Der von den Grünen einst geforderte Bürgerhaushalt steht seit Bürgermeister Zach nicht mehr im Internet, angeblich weil der frühere Erste Beigeordnete Günter Pohlmann (SPD) sich nicht mehr darum kümmern kann!!!
· Es gibt keine wirkliche Konzeption für die Unterbringung der Kinder- und Jugendbücherei, des Stuhllagers sowie ehrenamtlicher Funktionen wie Ortsgericht und Schiedsamt im Bürgerhaus.
· Selbst die standesamtlichen Hochzeiten sind noch nicht mit Sekt und Trara aufgemotzt, was indes manchem Brautpaar durchaus entgegenkommt und auch schon einmal als Einmischung verstanden werden könnte.
· Wo und wann finden die Zusammenkünfte der Niederdorfelder Gewerbetreibenden statt, wann wird auf Initiative und unter der Obhut des Bürgermeisters ein Gewerbering gegründet?
· Wo existiert das mehrfach angekündigte Beschwerdemanagement und warum warten Bürger seit Monaten auf eine Antwort vom Bürgermeister? Warum unterbleiben angekündigte Rückrufe und müssen in öffentlichen Veranstaltungen angemahnt werden?
· Seit dem letzten Jahr „verschimmeln“ Gelder im Etat für die Befestigung des Burggrabens vor der Ölmühle, wo die Uferbefestigung weiter einzustürzen droht.

Ein eigenes Kapitel sei das Verhältnis des Bürgermeisters zum Personal der Gemeindeverwaltung, so Wolfgang Kraus: „Natürlich fehlen uns die letzten Insider-Informationen, was indes zu uns durchgedrungen ist, lässt wenig Hoffnung für die Zukunft zu. Vereinbarte Termine werden kurzfristig abgesagt, dringende Entscheidungen verschoben und in öffentlichen Sitzungen wird die Verantwortung für Unzulänglichkeiten auf Mitarbeiter abgeschoben“. Der Bürgermeister werde intern gerne mit Aussprüchen wie „da muss ich drüber nachdenken“, „das muss ich überschlafen“ oder „dazu bin ich noch nicht gekommen“ zitiert. Die Bediensteten fragten sich, ob und wo er sich wohl Rat holen müsse und ob ihm wohl ein Mindestmaß an Vertrauen zu seinem Personal abgehe.

Geradezu absurd sei die Behauptung, mit seinem „Erscheinen“ auf der Bühne der Verwaltung verhielte sich das Personal auf dem Rathaus den Bürgern gegenüber ganz anders. Wolfgang Kraus: „Das ist eine Unverschämtheit gegenüber den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die überwiegend seit Jahren und Jahrzehnten ihre Arbeit gewissenhaft, verantwortungsbewusst und bürgernah erledigen. Von Bürgermeister a. D. Wilfried Schneider wurde immer wieder mit Erfolg die Devise ausgegeben, dass die Verwaltung für die Bürger da ist und nicht umgekehrt. Andererseits konnte sich das Personal auf den Schutz Schneiders vor ungerechtfertigten Angriffen verlassen und wusste dessen Zuverlässigkeit, Entscheidungsfreude und Geradlinigkeit zu schätzen“.

Eine traurige Bilanz hätten sie da aufstellen müssen, finden Wolfgang Kraus und Karl Markloff, auch für ihre Parteifreunde im Ortsvereinsvorstand und der SPD-Fraktion. „Nach den berühmten hundert Tagen konnte er noch so manchen Mangel auf seinen Vorgänger Wilfried Schneider schieben, auch wenn dies ein ausgesprochen fieser Stil ist, den man üblicherweise bei Berufspolitikern abkupfert“, räumt Karl Markloff ein und fährt fort: „Aber nach einem Jahr minus Urlaub verfangen solche Ausflüchte nicht mehr. Da kann man etwas schaffen und Pflöcke einschlagen, wenn man will und die Fähigkeiten besitzt. Verbindliches Auftreten, klug erscheinende Reden und lustige Bühnenauftritte decken die Defizite nicht ab.“

„Das von Herrn Zach immer wieder strapazierte Thema des finanziellen Desasters verliert ebenfalls an Zugkraft, wenn es denn jemals welche hatte“, steuerte Dirk Bischoff, Vorsitzender des Haupt- und Finanzausschusses, bei, „schon in wenigen Monaten wird sich das positive Ergebnis der Baugebietsentwicklung „Auf dem Hainspiel“ zeigen. Dann stehen wieder Gelder für neue Investitionen zur Verfügung steht. Das gleiche gilt für die Entwicklung der Steuereinnahmen, die entsprechend der in der Vergangenheit geschaffenen Strukturen und einer sich belebenden Konjunktur wieder steigen werden.“

Der Schlusspunkt seines ersten Amtsjahres sei ebenfalls peinlich und in gewisser Weise typisch gewesen, berichteten die SPD-Repräsentanten. Der Bürgermeister habe sich bei der Jahreshauptversammlung des Partnerschaftsvereins gegen seinen Amtsvorgänger als Vorsitzenden vorschlagen lassen, kandidiert und bei der Abstimmung ein empfindliche Niederlage hinnehmen müssen. Sinn und Zweck dieser Kandidatur gegen Wilfried Schneider, der die Partnerschaft 25 Jahre lang mit aufgebaut hat, erschloss sich den Vereinsmitgliedern offensichtlich nicht. Und das am Abend seines 365. Tages als Bürgermeister – den Urlaub diesmal eingerechnet.